Erhöhtes Sterberisiko bei Volkskrankheit Parodontitis
Ist Parodontitis (auch als Parodontose bezeichnet, vulgo: Zahnfleischentzündung) verantwortlich für ein erhöhtes Sterberisiko? Eine jüngst veröffentlichte Langzeitstudie bestätigt diesen schon länger gehegten Verdacht. In der Studie wurden US-amerikanische Parodontitis-Patienten zwischen 1999 und 2014 beobachtet und die Sterblichkeitsraten bis Dezember 2019 nachbeobachtet. Das berichten die Zahnärztlichen Mitteilungen zm in ihrer aktuellen Ausgabe vom 16.07.2024 (Seite 16 f).
Zu den Ergebnissen der viel beachteten Studie gehört die Erkenntnis, dass das Sterberisiko bei Personen mit einer Parodontitis-Erkrankung um 22% höher war als in der Kontrollgruppe. Dabei war bei Studienteilnehmern mit einer schweren Parodontitis das Sterberisiko durch Herz-/Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegs-Erkrankungen und Diabetes am höchsten. Das Sterberisiko stieg mit der Schwere der Parodontitis an: Bei Teilnehmern mit leichter oder mittelschwerer Parodontitis hat sich das Risiko um 4% erhöht, bei Patienten mit schwerer Parodontitis sogar um 59% (jeweils im Vergleich zur Kontrollgruppe).
Viele wissen nicht, was eine Zahnfleischerkrankung bedeutet
Eine 2022 durchgeführte forsa-Umfrage im Auftrag der Bundeszahnärztekammer BZÄK (1.001 befragte Personen) deckte große Wissenslücken in der Bevölkerung auf: Fast jeder fünfte Deutsche kennt weder den Begriff Parodontitis noch Parodontose. Bei den 18-29jährigen kennen sogar 59% die Erkrankung nicht. Viele Betroffene können daher ihre Symptome weder einordnen noch haben sie Kenntnis von existierenden Behandlungsmöglichkeiten.
Einige Risikofaktoren begünstigen eine Parodontitis
Dr. Sebastian Becher von der Kieferchirurgie Königsallee in Düsseldorf ist Fachzahnarzt für Parodontologie. Nach dem Studium der Zanhnmedizin absolvierte er eine Weiterbildung zum Fachzahnarzt in der Abteilung für Parodontologie der privaten Universität Witten/Herdecke. Er ist Mitglied der DG PARO und der European Federation of Periodontology und Experte auf diesem Gebiet. Er veröffentlicht und trägt zum Thema vor und weiß:
Eine Zahnfleischerkrankung („Parodontitis“) ist nicht allein auf den Mundraum begrenzt – vielmehr hat sie direkten Einfluss auf Allgemeinerkrankungen. Wechselwirkungen zwischen Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Parodontitis sind inzwischen erwiesen. Sie ist insofern keine Banalität, sondern Anlass für einen umgehenden Zahnarztbesuch.
Rauchen z. B. ist ein ganz wesentlicher Risikofaktor. Es ist nachgewiesen, dass Raucher deutlich häufiger an einer Parodontitis erkranken als Nichtraucher. Auch der Verlauf einer Parodontitis-Erkrankung ist bei Rauchern schwerwiegender.
Die Zähne von Rauchern können sich bei einer Parodontitis deutlich schneller lockern. Wird eine Parodontitis frühzeitig erkannt, erschwert das Rauchen die Behandlung, weil sie schlechter auf die Behandlung ansprechen als Nichtraucher. Aufgrund des negativen Einfluss des Rauchens auf die Blutgefäße ist das Zahnfleisch bei Rauchern mit einer unbehandelten Parodontitis deutlich weniger geschwollen: Rauchen maskiert regelrecht die Entzündungszeichen. (Dr. Sebastian Becher)
Die Folgen sind dramatisch: Kann eine Parodontitis nicht gestoppt werden, baut sich der Knochen durch die Entzündung weiter ab. In der Folge kommt es zu Lockerungen und im schlimmsten Fall zum Zahnverlust.
Empfindliche Zahnhälse: Aufklärung zum Parodontologietag
Patienten, die über „Zahnschmerzen“ klagen, können in der Regel nicht erfassen, welche Ursache ihre Schmerzen haben. Deshalb lautet der Rat anlässlich des Parodontologietages, in jedem Fall einen Zahnarzt aufzusuchen. Wenn dieser diagnostiziert, dass die Zahnhälse freiliegen und die Schmerzen hervorrufen, sollte ein Fachzahnarzt für Parodontologie aufgesucht werden.
Empfindliche Zahnhälse können Folge einer Parodontitis und eines damit verbundenen Gewebeverlustes sein. Aber auch eine falsche Zahnputztechnik, dass “Schrubben“, kann zu freiliegenden und empfindlichen Zahnhälsen führen. In diesen Fällen kann über einen kleinen Eingriff oftmals das Gewebe rekonstruiert und die Zahnhälse wieder mit Zahnfleisch bedeckt werden. (Dr. Sebastian Becher)
Die Kieferchirurgie Königsallee in Düsseldorf ist auf die Behandlung von Parodontitis („Parodontose“) “) sowie auf die Therapie von freiliegenden Zahnhälsen spezialisiert (vgl. Focus-Beitrag über die Volkskrankheit Parodontose).
Mundgeruch: Hinweis auf Parodontitis!
Mundgeruch (Halitosis) ist nicht immer „nur“ ein Ausdruck von schlechter Mundhygiene. Dieser ließe sich mit regelmäßigem und konsequentem Zähneputzen leicht verhindern und träte in der Folge nicht mehr auf.
Wenn trotz sach- und fachgerechte Mundhygiene aber immer noch Mundgeruch auftritt, so unser Rat am Parodontologietag, ist ein Zahnarzt und ggf. ein Fachzahnarzt für Parodontologie aufzusuchen. Er kann mittels standardisierter diagnostischer Verfahren feststellen, ob z. B. Bakterien in den Zahnfleischtaschen Fäulnis- und Zersetzungsprodukte produzieren, die den Mundgeruch verursachen.
Mundgeruch ist ein Indikator für Parodontitis und sollte sehr ernst genommen werden. Frühzeitig erkannt, können sowohl Mundgeruch als auch Entzündungen der Zahnhalteapparates gestoppt werden.
Lockere Zähne ernst nehmen
Lockere Zähne sind die Folge eines entzündeten Zahnhalteapperates und des daraus resultierenden Knochenabbaus. Sie sind demnach ein ernstzunehmendes Anzeichen dafür, dass eine Parodontitis im fortgeschrittenen Stadium vorliegt.
Dazu erklärt Dr. Wolfgang Diener, Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie Fachzahnarzt für Oralchirurgie in der Kieferchirurgie Königsallee in Düsseldorf:
Eine Parodontitis beginnt oft mit blutendem und geschwollenem Zahnfleisch und teils auch mit empfindlichen Zahnhälsen. Das Zahnfleisch schwillt an, und es entstehen Zahnfleischtaschen. Darin setzen sich Bakterien fest, wandern in die Tiefe und lösen eine starke Entzündung aus. Spätestens jetzt muss ein Fachzahnarzt für Parodontologie eingreifen. (Dr. Wolfgang Diener)
Wird die Entzündung rechtzeitig behandelt, ist der Zahn in den meisten Fällen zu retten. Wird die Entzündung nicht behandelt, dehnt diese sich in Tiefe aus.. Die Folge ist Knochenabbau: die Zähne verlieren ihren Halt im Kieferknochen und im schlimmsten Fall droht ein Zahnverlust.
Fazit
Als Fazit kann festgehalten werden: Eine unbehandelte Parodontitis kann über kurz oder lang zum Verlust der Zähne führen und damit zu einer erheblichen Beeinträchtigung Ihres gewohnten Lebens. Neueste Studien weisen sogar nach, dass die Gefahr, zu sterben, deutlich erhöht ist, wenn gleichzeitig eine Herz-/Kreislauferkrankung, Atemwegserkrankung oder Diabetes nachgewiesen wurde.
Wichtig ist, Risikofaktoren – z. B. das Rauchen – möglichst auszuschließen und Anzeichen für eine bereits bestehende Parodontitis frühzeitig zu erkennen. Wird eine Parodontitis frühzeitig erkannt, kann sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erfolgreich gestoppt werden.