42. Internationales Symposium für MKG- und Oralchirurgie: Forschungsergebnisse von Dr. Henrik Andersen und Priv.-Doz. Dr. Dr. Alexander Zeller

Beim 42. Internationalen Symposium für MKG- und Oralchirurgie in St. Anton am Arlberg (Österreich) haben Dr. Henrik Andersen und Dr. Dr. Alexander Zeller vom 11. bis 17. Februar 2023 die Kieferchirurgie Königsallee in Düsseldorf vertreten. Dabei haben sie ihre wissenschaftlichen Untersuchungen in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie geteilt.

Dr. Andersen hat die Blutungskomplikationen bei externer Sinusbodenelevation im Hinblick auf Inzidenz, Bezug zur Arteria anonyma und
Komplikationsmanagement untersucht. In Kombinaton mit seinem Vortrag hat Dr. Dr. Zeller für sein Projekt den diesjährigen Posterpreis gewonnen.

Worum geht es bei der Untersuchung von Blutungskomplikationen?

Oftmals tritt nach Verlust der oberen Molaren eine Atrophie des Alveolarknochens mit zusätzlich progressiver Sinuspneumatisierung auf. Um das Knochenangebot in diesem Bereich präimplantologisch zu verbessern, hat sich die externe Sinusbodenelevation als OP-Technik etabliert. Hierbei kann es jedoch zu teils erheblichen Blutungskomplikationen durch Verletzung der Arteria anonyma, einer Anastomose zwischen der Arteria infraorbitalis und der Arteria alveolaris posterior superior, kommen.

Ziel der im Rahmen einer Masterarbeit von Dr. Andersen angefertigten Untersuchung war, die Inzidenz von relevanten Blutungskomplikationen durch Verletzung der Arteria anonyma bei externer Sinusbodenelevation zu erfassen und diese mit radiologischen und klinischen Vorbefunden in Bezug zu setzen.

Arterielle Versorgung im Bereich des Sinus maxillaris (Seitenansicht)
Arterielle Versorgung im Bereich des Sinus maxillaris (Frontansicht)

Methodik

Anhand einer monozentrischen Patientenkohorte der Kieferchirurgie Königsallee in Düsseldorf erfolgte über einen Zeitraum von 12 Monaten (ab 12/2020) eine prospektive Erhebung von patientenbezogenen Risikofaktoren, intraoperativen Blutungskomplikationen bei externer Sinusbodenelevation sowie einer standardisierten Darstellung und Vermessung der Arteria anonyma im präoperativ angefertigten digitalen Volumentomogramm (DVT).

Ergebnisse

Intraoperative Blutungskomplikationen wurden in 8 von 126 Fällen dokumentiert – das entspricht 6,35% aller Fälle. Im Rahmen der Blutungskomplikationen kam es in 6 Fällen (75,00 %) zu erhöhtem Aufwand zur Blutstillung unter 10 Minuten, in einem Fall (12,50 %) zur Blutstillung von über 10 Minuten und in einem weiteren Fall (12,50 %) zu einer spontanen Sistierung der Blutung ohne aktive Blutstillung.

In 84 Fällen (66,67 %) war die Arteria anonyma im DVT sichtbar, in 42 Fällen (33,33 %) war sie nicht sichtbar. Es zeigten sich signifikante Korrelationen für Patientenalter und Einnahme von Antikoagulantien (AK) und/oder Thrombozytenaggregationshemmern (TAH), sowie Patientenalter und dem Auftreten intraoperativer Blutungskomplikationen. Ebenso korrelierte der größte Durchmesser der Arteria anonyma im gesamten Verlauf mit der Größe der A. anonyma im Bereich der Osteotomie.

Schlussfolgerungen

Die Studie konnte belegen, dass in den meisten Fällen eine akute Blutung im Bereich der Arteria anonyma durch einfache Maßnahmen gestillt werden kann. Die präoperative Kenntnis des patientenspezifischen Blutungsrisikos durch Evaluation von Allgemeinanamnese und Medikation kann durch spezifische Patientenselektion gegebenenfalls das Risiko einer Hämorrhagie verringern. Obwohl kein statistischer Zusammenhang zwischen Größe und Lokalisation der Arteria anonyma und dem Blutungsrisiko dargelegt werden konnte, ist davon auszugehen, dass die Kenntnis des Verlaufes der Arteria anonyma in der präoperativer DVT-Diagnostik empfehlenswert sein kann, damit der Operateur die Ausdehnung des lateralen Zuganges gegebenenfalls anpassen kann.

Als Alternative zur Sinusbodenelevation kommen in letzter Zeit vermehrt auch kurze dentale Implantate (≤ 8mm) zum Einsatz. Vor allem bei blutungsgefährdeten oder anderweitig kompromittierten Risikogruppen ist bei Vermeidung von augmentationschirurgischen Maßnahmen diese weniger invasive Behandlungsmethode eine vielversprechende Option.

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