Die Vielfalt der Zahnimplantat-Bestandteile ist erstaunlich groß. Es gibt wohl kaum eine von der Natur vorgegebene oder vom Industriedesign bestimmte, einer Zahnwurzel ähnelnde Form, die nicht nachgeahmt und ausprobiert worden ist. Zu nennen sind Voll- und Hohlschrauben, Doppelschrauben, fächerförmige Blätter, Nadeln, Spiralen, Scheiben, Stifte, Voll- und Hohlzylinder.
Enossale Implantate waren und sind die „Trendsetter“ in der Implantologie. Enossal bedeutet: Die Implantate, also eigentlich die Ersatzwurzeln der Zähne, werden vollständig in den Kieferknochen eingesetzt. Dort sollen sie zunächst einmal unbelastet einheilen, um quasi ein Bestandteil des Knochens und damit Zahnimplantat-Bestandteile selbst zu werden. Sie bilden dann die festen Pfeiler für die „dritten Zähne“.
Viele Typen, so etwa Nadeln, Stifte, Spiralen und Scheiben, haben eine kurzzeitige Anwendungsphase nicht überlebt oder werden nur noch von ihren Erfindern propagiert und vermarktet. Andere Systeme, zum Beispiel blattförmige Typen, fanden dagegen eine weitere Verbreitung. Viele Blattimplantate heilten allerdings nicht erfolgreich ein, weil sie zunächst nicht aus Titan hergestellt wurden und deshalb zu keinem festen Implantat-Knochen-Verbund führten. Inzwischen sind blattförmige Implantate aus Titan im Handel.
Aufgrund ihrer besonderen Form, die die Kaubelastungen nicht so gut auf den umgebenden Knochen überträgt wie zahnwurzelähnliche runde Schrauben- oder Zylinderimplantate, erreichen sie aber in der Regel nicht die langen Verweilzeiten anderer enossaler Systeme.
Die gängigsten im Kiefer eingesetzten Implantate sind heute schrauben- oder zylinderförmig. Der große Vorteil dieser ausschließlich aus Titan gefertigten Elemente ist ihre Fähigkeit zur Osseointegration. Bewährt hat sich – und dies unabhängig vom Implantat-Design – ein Vorgehen in zwei Schritten.
Zunächst wird das Implantat im Knochen versenkt, wo es über mehrere Monate einheilen muß. Die Dauer dieser Einheilphase hängt von der Knochenstruktur ab; im kräftigeren Unterkieferknochen sind es meist nur drei Monate, im aufgelockerteren Oberkiefer mindestens fünf Monate. Nach dieser Ruhephase wird das Implantat wieder freigelegt, auf seine Verankerung im Knochen (Osseointegration) geprüft und im positiven Fall mit der prothetischen Konstruktion versehen. Dies kann eine Krone, eine Brücke oder eine Prothese sein.
Ein Nachteil dieses Vorgehens: Der Patient muß länger warten, bis er einen festen Zahnersatz bekommt. In der Zwischenzeit trägt er eine provisorische Brücke oder Prothese. Einige Mediziner praktizieren auch das schnellere, sogenannte einzeitige Verfahren: In einer einzigen Sitzung werden die Schrauben implantiert und die Brücke darauf befestigt (sog. Sofortimplantat). Die Mehrzahl der Implantatchirurgen bevorzugt jedoch das sichere, zweizeitige Verfahren.
Unabhängig vom jeweiligen Implantat-Design sind verschiedene synthetische Werkstoffe auf ihre Verträglichkeit im lebenden Knochengewebe untersucht worden. Diese Substanzen werden deshalb als „Biomaterialien“ bezeichnet. Ihre Fähigkeit, im Knochengewebe aufgenommen zu werden, nennt man „Biokompatibilität“. Sämtliche Biomaterialien, die als Implantatwerkstoffe in Frage kommen, müssen eine Reihe physikalischer, chemischer, mechanischer und elektrischer Voraussetzungen erfüllen, um gewebeverträglich zu sein.
Zahnimplantat-Bestandteile sind entweder Metalle und ihre Legierungen, aber auch Keramik. Eine andere Einteilung trennt Implantatwerkstoffe in bio-inerte (reaktionslos im Gewebe lagernde), bioaktive (aktiv am Einbau im Gewebe teilnehmende) und bio-zersetzbare (langsam im lebenden Gewebe auflösbare) Werkstoffe.
Bio-inerte Materialien führen allenfalls zu einer Knochenanlagerung (Osseokonduktion), während bioaktive Stoffe über einen aktiven Verbindungsprozeß im Knochen verankert (Osseointegration) werden. Titan und seine verwandten Legierungen (Titan-Aluminium-Vanadium) sind Werkstoffe, die im Knochengewebe über ein festes Implantat-Knochen-Verbundsystem eingelagert werden. Keramiken haben Eigenschaften, die entweder denen von Gläsern oder denen von Knochenstrukturen ähneln. Implantate aus Glaskeramiken (Aluminiumoxid, Titanoxid, Zirkoniumoxid) sind inerte Materialien, die reaktionslos im Knochen lagern. Bioaktive und biozersetzbare Keramiken (Hydroxylapatit, Trikalziumphosphat) haben knochenstrukturähnliche Eigenschaften und werden aktiv über einen festen Keramik-Knochen-Verbund eingelagert.
Die enossalen Implantate bestehen in der Mehrzahl aus hochreinem Titan. Ihre dem Knochen zugewandte Oberfläche ist zwecks besserer Haftung entweder durch Gewinde, Furchen oder Rillen vergrößert oder mit einer aktiven Metall- oder Keramikschicht besprüht.
Unabhängig vom Design und den verwendeten Biomaterialien gehören zu den wesentlichen Zahnimplantat-Bestandteilen einige wenige, grundlegende Komponenten. Den Teil, der im Knochen versenkt wird, bezeichnen die Spezialisten entweder als Implantatkörper oder Fixtur oder vereinfacht als „Implantat“.
Nachdem er in den Knochen eingebracht worden ist, wird der hohle Implantatkörper mit einer Deckschraube versehen. Dann wird das Zahnfleisch über dem Implantat vernäht. Nach einer mehrmonatigen Einheilphase legt der Arzt dann das Implantat wieder frei, entfernt die Deckschraube und schraubt an deren Stelle vorübergehend einen Abdruckpfosten ein. Über die Abdruckpfosten wird dann der Abdruck für die Anfertigung der Krone, Brücke oder Prothese genommen. Anschließend ersetzt man die Abdruckpfosten für wenige Tage durch Heilkappen.
Die endgültigen neuen Zähne werden dann aber nicht direkt auf den Implantaten, sondern auf Distanzhülsen befestigt. Distanzhülsen überbrücken die Dicke des Zahnfleisches, so daß das Zahnfleisch nicht zwischen Implantat und Prothese gequetscht wird. Das gesunde Zahnfleisch lagert sich diesen Distanzhülsen wie einem natürlichen Zahn an. Die nunmehr von Distanzhülsen und Implantat gestützte Prothese nennt man Suprakonstruktion. Diese ist mit Prothesenschrauben an den einzelnen Implantaten befestigt. Einzelzahnimplantate nehmen entweder direkt oder über ein zwischengelagertes Verbindungselement eine Krone auf, die mit einer Kronenschraube gehalten oder festzementiert wird.